Schwarz-Pappel auf der Thebnerstraße – Abschied in Dankbarkeit

Die ca. 120 Jahre alte Schwarzpappel am Ende der Thebnerstrasse in Hainburg in den Donau Auen | Foto: DerGloeckel.eu

(Niederösterreich) Was manche bereits vermuteten, wurde nun zur Gewißheit: die Schwarz-Pappel am Ende der Thebnerstraße in Hainburg, die im Auftrag des Landes Niederösterreich von einer unabhängigen Sachverständigen einer umfassenden Begutachtung und Untersuchung unterzogen wurde, muß aus nachvollziehbaren Gründen gefällt werden. (Siehe Vorberichte 1 | 2). Das Sachverständigengutachten, das Frau DI Helga Zodl erstellt hat, wurde uns nun von einer vertraulichen Quelle zugespielt. Auf der 6-seitigen Expertise führt Zodl auszugsweise wie folgt aus:

Einige Wurzelanläufe sind ebenfalls schon von der Fäule betroffen. Auf der, der Straße zugewandten Seite befindet sich eine stark ausgefaulte Stelle, die einen frischen Riß aufweist und bei der Klopfprobe mit dem Schonhammer hohl klingt.

An der Ostseite befindet sich eine Öffnung im Stamm, die vom Boden weg bis in ca. 2 m Höhe reicht. Das Holz des Stammes ist innen am Stammfuß fast vollständig abgebaut. Es gibt außerdem auf der Nordseite noch einen Rindenschaden außen, wo der Holzkörper frei liegt. Die Öffnungen betragen bei der großen Morschung 110 cm und bei der Verletzung 44 cm.

DI Zodl bei der Probebohrung an der Schwarz-Pappel | Foto: DerGloeckel.eu
Die Gutachterin bei der Durchführung einer der drei vorgenommenen Probebohrungen

Von innen gibt es einige Stellen, wo Lücken im Holzkörper und Risse zu sehen sind. Es gibt außerdem Ablagerungen von Lehm im Inneren, der wahrscheinlich durch Hochwasser dorthin gelangt ist.

Der Umfang des Baumes beträgt am Stammfuß 810 cm. Anhand von Klopfproben und Sondierungen vom Höhleninneren nach außen wurden die sicher nicht mehr tragfähigen Abschnitte des Holzes ermittelt. Daraus ergab sich, dass nur mehr etwa ¼ des Umfanges (220 cm) als tragfähig einzustufen sind.

Baumuntersuchung unter Zuhilfenahme eines Kranes | Foto: DerGloeckel.euDas Land Niederösterreich bewies letzlich Worttreue; engagierte zusätzlich eine unabhängige Gutachterin

Zum Thema der Bruchsicherheit, die ein ganz wesentliches Element hinsichtlich der Gefährdung von Personen und Sachgütern darstellt:

Zwei Faktoren schwächen die Tragfähigkeit des Stammes im unteren Abschnitt stark.

1. Der Verlust fast des gesamten Holzkörpers im Bereich des Stammfaßes bis ca. 2,5 m Höhe.
2. Eine Höhlung mit Öffnung nach außen, die eine zusätzliche Reduktion der Tragfähigkeit bedeutet.

Helga Zodl bei der Baumdokumentation | Foto: DerGloeckel.eu

Resümierend dann:

Die größte Gefahr bei hoch ausgefaulten Stämmen ist ein Aufbrechen des Holzkörpers entlang der Holzfasern. Diese Kraftrichtung ist im Holz am wenigsten belastbar und äußert sich vor dem gänzlichen Versagen des Baumes oft in auftretenden Rissen. Diese Risse liegen beim gegenständlichen Baum bereits vor. Weiters bricht die Morschung bereits an einigen Stellen durch den Holzring durch und schwächt den Baum hier zusätzlich.

Der Baumstamm bzw. Stammfuß ist im derzeitigen Zustand nicht ausreichend tragfähig und stark bruchgefährdet. Der Baum kann in diesem Zustand nicht im Verkehrsbereich erhalten werden, weil die ausreichende Sicherheit nicht gegeben ist. Eine Fällung des Baumes wird empfohlen, um die Straße wieder freigeben zu können.

Ein Baum am Ende seines Lebens | Foto: DerGloeckel.euDie letzten Tage eines Baumes, der in der Monarchie entstand

Sachverständigengutachten von DI Helga Zodl | Faksimile: DerGloeckel.euGeschätzt wird sein Lebensalter auf 120 Jahre und er befindet sich somit schon an seiner physiologischen Altersgrenze.

Aus unserer Sicht, kann den Verantwortlichen des Landes Niederösterreich abschließend nur der Dank ausgesprochen werden, daß man sich an die Vereinbarung mit den Bürgervertretern gehalten hat und Probebohrungen, zusätzlich von einer unabhängigen Sachverständigen, vornehmen hat lassen. Das Gutachten bringt unzweifelhaft die Notwendigkeit der Fällung zur Wiederherstellung der Sicherheit an der öffentlichen (Verkehrs)fläche zum Ausdruck.

Zum Abschied und zur Erinnerung unser Video:

15-05-20

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