Es sollte als allgemein bekannt angesehen werden, jedenfalls ist es wissenschaftlich erwiesen, daß zur Zeit Christi Menschen von den Römern gekreuzigt wurden. Damit sich die Sekte der Zeugen Jehovas von anderen Glaubensgemeinschaften unterscheiden kann, stellen sie die Behauptung auf, daß Jesus nicht gekreuzigt wurde, sondern auf einem Pfahl gestorben ist. Der Tod Jesu wird so zigfach von den Zeugen Jehovas in ihren Publikationen seit Jahrzehnten beschrieben und dargestellt. Die eigenen Lehren werden oftmals auch mit Angaben Dritter versehen um ihnen mehr Ausdruckskraft zu verleihen, sie zu untermauern und den Eindruck von Bedeutung, Seriosität und Korrektheit zu vermitteln. So auch in der Ausgabe der Zeugen Jehovas-Publikation Erwachet!, der Ausgabe Nr. 8 aus dem Jahr 2012 auf Seite 19, die das Kapitel „Christi Tod“ beinhaltet. Darin steht wie folgt zu lesen:
… damit er an den Pfahl gebracht werde. In Jesu Fall bedeutete diese grausame Hinrichtungsart, dass er mit seinen Händen und Füßen an den Pfahl genagelt wurde.
Im Anschluß an diesen Text beginnen die Zeugen Jehovas in bekannter Manier die Untermauerung ihrer Angaben indem sie unter der Überschrift „Was Historiker sagen“ wie folgt ausführen (Auszug):
Es ist historisch gut belegt, dass die Römer Sklaven und Kriminelle am Pfahl hinrichteten. Manche Opfer wurden ans Holz gefesselt, andere genagelt. Was das bedeutete, erklärt das Lexikon zur Bibel: „Bei der Annagelung wurden die Nägel zwischen den Knochen der handgelenke hindurchgetrieben und verursachten unerträgliche Schmerzen der verletzten Nerven. Den Aufgehängten quälten furchtbarer Durst …“ und schmerzhafte Krämpfe.
Faksimile aus Erwachet!, Nr.: 8, Seite 19 aus 2012 inkl. einer Darstellung Jesu aus Erwachet! vom Februar 2008
Tatsächlich stammt das Zitat aus dem Lexikon zur Bibel, den Autoren Fritz Rienecker und Gerhard Maier (Verlag SCM R. Brockhaus). Es befindet sich auf Seite 943 allerdings als Erläuterung, Erklärung und Beschreibung zu KREUZ & KREUZIGEN. Daß die Zeugen Jehovas-Organisationen ausgerechnet in diesem Zusammenhang aus der Beschreibung zur Kreuzigung ein Zitat klauen, sollte mündigen und kritischen Mitgliedern der Gruppe zu denken geben. Ob und wie der Verlag auf diesen mißbräuchlichen Zitatklau reagieren wird, darüber werden wir nach Einlangen der Stellungnahme berichten.
die Ursprungsquelle des mißbräuchlich verwendeten Zitates durch die Zeugen Jehovas aus dem Lexikon zur Bibel
Wir danken unserem Leser D. T. aus Wien für den Hinweis und dem SCM R. Brockhaus-Verlag für die Unterstützung bei den Recherchen.