Nachrichtenmagazin DER GLÖCKEL

Offener Brief an die Host Europe Geschäftsleitung von Walter Egon Glöckel

Offener Brief an HOSTEUROPESehr geehrte Herren Braun, Pulvermüller, Read und Porter!

Seit genau einem Jahr befaßt sich das Landgericht Passau in einem zur Sonderseite zu dem Gerichtsverfahren Gerichtsverfahren mit der von Ihnen eingebrachten Klage zu einem Sachverhalt, der zu den Vorgängen um Hackerangriffe auf Ihren ehemaligen Kunden und IT-Sicherheitsinformationsportalbetreiber Uwe BERGER aus meiner Sicht ein nicht gerade rühmliches Bild des Qualitätsmanagements Ihres Konzers zum Ausdruck brachte. Wie Ihnen bekannt sein dürfte, spiegelten sich die Ereignisse um dessen Webpräsenzabschaltungen (u.a. firewallinfo.de) in meiner Reportage zur Reportage "Wie HOST EUROPE ein Hackeropfer zum Täter wandelt."

Nicht nur, daß selbst das Gerichtsverfahren aus meiner Sicht an Hand der zur Veröffentlichung Fakten ein fragwürdiges Bild auf die Verfahrensabläufe beim Landgericht Passau sowie beim Oberlandesgericht München ergibt (wie es auch bereits in weiteres Beispiel Publizierungen der Öffentlichkeit dargestellt wurden), auch trägt Ihre Klage auf Unterlassung und Widerruf Aspekte in sich, der aus dem Blickwinkel der freien und unabhängigen Presse amüsant bis bedenklich erscheinen.

Ich habe in meiner Eigenschaft als Journalist einen durch das Hackeropfer Uwe BERGER mehrfach von diesem bestätigten Sachverhaltsvortrag, Daten sowie Dateien erhalten. Dabei wurde Herr BERGER meinerseits nicht nur zu wahrheitsgetreuen Angabe verpflichtet, sondern bestätigte auch nach meinen Recherchen sowie vor Veröffentlichung des Artikels den vollständigen Inhalt und bekundete auch Wort für Wort die übereinstimmende Auffassung der Rechercheergebnisse. All dies wurde dem Gericht unter Vorlage der entsprechenden Dokumente und Beweismittel zur Veröffentlichung unterbreitet.

Dem Konzern HOST EUROPE wurden sowohl die Vorträge des Herrn BERGER als auch meine Schlußfolgerungen zur Stellungnahme übermittelt. In weiterer Folge, aus meiner Sicht und beruflichen Erfahrung hat HostEurope die Beantwortung meiner umfangreichen und ins Detail gehenden Anfrage verzögert, und nur auf massives Drängen meinerseits dann doch vorgenommen, jedoch in als lapidar zu bezeichnender Weise, und in völlig unzureichendem Umfang,. Dies scheint dadurch begründet, daß Sie mit dem Angebot eines eigenen Servers, dem Ihr Konzern Herrn BERGER zur Verfügung stellen wollte, mit der gleichzeitig ausgesprochen zur Veröffentlichung Bedingung verknüpft, daß sich Herrn BERGER mit Äußerungen hinsichtlich Ihrer Server-Sicherheit zurückhalten sollte.

Aus reiner Neugierde habe ich den Umfang meiner Anfrage der Beantwortung Ihrer Beantwortung gegenübergestellt. Während ich meinen Meinungsvortrag, den Sachverhalt und die ergänzenden Recherchen mit 459 Worten darlege, begnügte sich Ihr Konzern mit 114 Worten, ohne auch nur auf ein einziges fachliches Detail einzugehen, darauf, lapidar zu bekunden "In dem hier vorliegenden Fall war die Systemsicherheit jederzeit gewährleistet" und eine Schuldzuweisung an den eigenen Kunden vorzunehmen. Ihre Angabe begleitet mit dem alleinigen Verweis auf einen Artikel eines anderen Mediums!

Diese Stellungnahme stellt - und dies ist berufliche Erfahrung meinerseits - einen "Null-Sager" dar. Kein einziger Ihrerseits angeführter Vorgang, keine Aussage, die auf die Abläufe einging, kein Fakt, allein der Artikel in einem anderen Medium, der mich nebenbei erwähnt als Journalist und ausgewiesener Medienkritiker amüsierte. Ihr Unternehmen HOST EUROPE war aus meiner Sicht mit einem skandalösen Vorgang konfrontiert, der nicht nur eindeutig Oberflächlichkeit und mangelndes Qualitätsmanagement unter Beweis stellt, und Sie fanden es nicht der Mühe Wert, entsprechend der Vorwürfe und Darlegungen auf Details einzugehen und sie fundiert, sachlich und nachvollziehbar zu widerlegen. Daß Ihr Konzern Abschaltungen von Webpräsenzen der Kunden vornimmt und dann durch eigene Werbung ersetzt ist übrigens auch eine hausgemachte, bemerkenswerte "Werbelinie".

Nachdem wir Gott sei Dank in einer zivilisierten und demokratischen Gesellschaft leben, folgte ich den von Ihnen unternommenen zur Veröffentlichung Zensurversuch, bei dem Sie mich aufforderten die vollständige Reportage einfach zu löschen, nicht. Dann, wieder in Gegenübestellung zu Ihrer 114 Worte umfassender Stellungnahme zu meiner Anfrage, folgte eine 51 (Einundfünzig!) Seiten umfassende Klage wegen angeblich rufschädigender Äußerungen. Hätten Sie sich sachlich und umfassend mit der Beantwortung der Anfrage befaßt, wäre Ihnen auch mit Sicherheit die Reportage, wie sie dann veröffentlicht wurde, erspart geblieben. Jetzt, und dies nunmehr seit einem Jahr, füllen die laufenden Schriftsätze Ihres Rechtsanwaltes Mark Peters meine Ordner (Sinzger & Partner).

Der wesentliche Punkt, der von Ihnen akribisch verfolgt, aber scheinbar außer Acht gelassen wird, ob vorsätzlich oder unbedacht sei hier nicht gefragt, ist die Arbeit und der Auftrag eines Journalisten. Dieser bekommt einen Sachverhaltsvortrag einer Seite, in diesem Falle vom Hackeropfer Uwe BERGER und ergänzt diesen durch eigene Recherchen und stellt das Ergebnis der zweiten Partei, somit Ihnen, zur Stellungnahme zur Verfügung. Dann folgt die Veröffentlichung.

Aktuell liegt ein Sachverständigengutachten vor, für das Sie offensichtlich regelrecht gekämpft haben, da Sie scheinbar die Auffassung vertreten, ein "technischer" Sachverständiger wäre für die Beurteilung der Meinung eines Journalisten, die auf einem Tatsachenkern und eigene Recherchen beruht, zuständig?!

Der neue Schriftsatz von HostEurope-Anwalt Mark Peters - SIWEIhr Anwalt unterläßt es natürlich in seinem neuesten "Werk", seiner Äußerung zum Schriftsatz des berufenen Sachverständigen, und jetzt kommen wir zu den amüsanten Aspekten, darauf hinzuweisen, daß dieser auf 6 von 10 Seiten des Gutachtens einen Punkt nach dem anderen auflistet, in dem Ihrem Konzern Schwachstellen, Systemfehler und Mängel an Hand von Drittquellen nachweist. Aber unter Punkt I des Texts Ihres Juristen Mark Peters steht dann der Hinweis, daß Ihr Konzern vom Brachenverband eco Verband der Deutschen Internetwirtschaft e.V. zum Besten Hostinganbieter für Geschäftskunden des Jahres 2007 gewählt wurde. Dazu wird auch die einschlägige Presseaussendung dem Landgericht Passau als Beweis vorgelegt. Das ist aus journalistischer Sicht wahrlich beeindruckend.

Faksimile aus der Stellungnahme von Host Europe an das Landgericht Passau
Faksimile aus der Stellungnahme von Host Europe an das LG Passau

Aus der Selbstbeschreibung des eingetragenen Vereines (Quelle: http://www.eco.de/servlet/PB/menu/1010794_l1/index.html):
"
eco - Verband der deutschen Internetwirtschaft e.V. versteht sich als Interessensvertreter und Förderer aller Unternehmen, die mit oder im Internet wirtschaftliche Wertschöpfung betreiben. Er vertritt die Unternehmen in der Politik, fördert die Kommunikation der Marktteilnehmer untereinander und unterstützt sie bei der Vermarktung ihrer Produkte."

Na gut - somit ein Verein, ein Zusammenschluß von Firmen mit dem deklarierten Zweck der Eigenförderung. Werte Herren, laut Auskunft aus dem Sekretariat, einer mir namentlich bekannten Person vom 2.10.07, ist Ihr Konzern dort auch Mitglied und zwar seit dem Jahr 2004. Was hat denn diese Auszeichnung dann für eine Aussagekraft?

Faksimile aus der Stellungnahme von HostEurope an das Landgericht Passau
Faksimile aus der Stellungnahme von Host Europe an das LG Passau - die Presseaussendung zur Preisverleihung eines Vereines, dem Host Europe selbst angehört wird dem Gericht als Beweisstück übermittelt

Bei all dem Facettenreichtum der bisherigen Gerichtskonfrontation haben Sie scheinbar eines jedoch noch immer nicht begriffen: Sie forderten von mir die Löschung der Reportage, um einen für Ihren Konzern unangenehmen Artikel aus dem Internet zu bekommen. Das Resultat Ihrer Handlung, das Ihnen jedoch nunmehr vorliegt, scheint etwas Gegenteiliges bewirkt zu haben, was an Umfang und Nachhaltigkeit wohl schwerer wiegt als die Ausgangsstory. Wie heißt es so schön: Jede Aktion hat eine Reaktion zur Folge. Dies bestätigt sich auch in der Unterlassung Ihrer Beantwortung meiner Presseanfrage vom 17.6.2007 zu den weiteren skandalösen Vorgängen zu den Abschaltungen der Internetpräsenzen u.a. eines Kollegen, der die Internetpräsenz von contentschmiede.de betreibt - und wie zur Veröffentlichung schrieb dieser zu Ihren Qualitäten und Vorgangsweisen:

"Freunde, hört auf mit diesem Quatsch und legt nicht so viele Domains auf eure wohl ein wenig unterdimensionierten Server - da denke ich immer an Fisherman's Friend: sind sie zu stark, bist du zu schwach." Denn tatsächlich, entgegen der "Meinung" des Sachverständigen, der in seinem Gutachten von etwa 15 Nutzern pro Server sprach, hat dieser IT-Fachjournalist 246 Domains auf dem einen Server von HostEurope identifiziert auf dem auch seine Domain gehostet wird!

Meine Herren, es gibt unzählige Beispiele Ihre "Qualitäten" oder Vorgangsweisen betreffend, über die sich die Internetgemeinschaft "unterhält":

http://blog.der-link.de/plugin/freetag/Hosteurope
http://www.computerbase.de/news/internet/webdienste/2007/mai/host_europe_3dcenter/
http://blog.der-link.de/archives/1529-Und-wieder-mal-Hosteurope.html
http://www.contentschmiede.de/archiv/2006/11/20/he-server_wieder_down/
http://www.wortfilter.de/news0306.html#t305
http://www.allnews.de/15-host-europe-schaltet-mp3flatcom-ab.html
http://www.contentschmiede.de/archiv/2007/01/24/und_wieder_war_die_site_weg/

Sammeln Sie nur weitere Preise Ihrer "Berufsvereinigung" und versuchen Sie damit zu beeindrucken, während unsereins etwas von Mainstream abweichende Sachverhalte publiziert und diese weiterhin wie beispielsweise ich unter www.Hosteurope.DerGloeckel.eu veröffentlichen werde.

Wir lesen uns!
Walter Egon Glöckel

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